Zertifizierung von Qualitätsmanagement-Systemen in Arztpraxen – Pflicht oder Kür?

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Wie schon in unserem Artikel „Ist Qualitätsmanagement für meine Arztpraxis Pflicht?“ geschildert, besteht für alle deutschen, niedergelassenen Kassenärzte die Verpflichtung zum QM. Doch ist auch die Zertifizierung Pflicht?

Sie können aufatmen: Nein, die Zertifizierung ist (weitestgehend) nicht verpflichtend. Verpflichtend ist es lediglich, dass Sie ein internes QM-System aufbauen und pflegen, aber es muss nicht durch einen sogenannten unabhängigen Dritten, einen Zertifizierer, überprüft werden. Das bedeutet, dass Sie – mit oder ohne externe Unterstützung durch einen Berater – „interne Audits“ durchführen müssen, aber keine Zertifizierungsaudits („externe Audits“). Also:

  • „interne Audits“ – Pflicht – wahlweise mit Unterstützung durch einen Berater
  • „externe Audits“ / Zertifizierungsaudit – keine Pflicht – immer durch einen unabhängigen Dritten (Zertifizierungsgesellschaft)

Zertifizierungen sind auch durchaus aufwändig und daher nicht zu unterschätzen. Denn Sie benötigen zusätzliche Zeit, um sich auf die Anforderungen aus dem Zertifizierungskatalog – meist die DIN EN ISO 9001 – vorzubereiten. Und Sie benötigen Zeit und die finanziellen Ressourcen, um die Zertifizierungsaudits durchführen zu lassen. Den meisten Praxen genügt es, die Anforderungen aus der QM-Richtlinie des G-BA umzusetzen – zumal diese ja mittlerweile auch überprüft werden können (siehe dazu meinen Artikel „Wer überprüft das QM in Arztpraxen?„).

Doch es gibt Ausnahmen. Dann muss eine Arztpraxis zertifiziert sein :

  • Wenn in der Praxis Einmalartikel wiederaufbereitet werden (Das ist mir in der Praxis nur aus sehr wenigen Dialysen bekannt, die die Kapillaren für die Blutwäsche wiederaufbereiten.)
  • Wenn die Praxis für andere Praxen Instrumente aufbereitet.
  • Wenn die Praxis eine Leistung direkt mit einer Krankenkasse abrechnen möchte. Dabei liegt die Entscheidung aber bei der einzelnen Krankenkasse, ob für den Vertragsabschluss tatsächlich ein Zertifikat über das Qualitätsmanagementsystem vorgelegt werden muss, oder ob die Bestätigung über ein internes QM-System z.B. durch einen Berater ausreichend ist.

Ob eine Zertifizierung trotzdem erstrebenswert ist, kann also der einzelne Arzt selbst entscheiden. Es gibt gleichermaßen die Ärzte, die in einer Zertifizierung nur zusätzlichen Aufwand (Zeit, Kosten) sehen, wie auch die Ärzte, die sich durch die Zertifizierung einen Imagevorteil gegenüber einer konkurrierenden Praxis erhoffen, die die Zertifizierung als Marketinginstrument einsetzen oder durch die Zertifizierung intern mehr Druck aufbauen wollen, um sicherzustellen, dass die QM-Anforderungen nicht nur dokumentiert, sondern auch tatsächlich umgesetzt werden. Es gibt sogar solche Ärzte, die sich durch die Zertifizierung bei ihrem Team für die viele Arbeit zum Aufbau des QM-Systems bedanken wollen – natürlich dann in Absprache mit dem Team 😉 Dann ist die Zertifizierung der krönende Abschluss. Sicherlich handelt es sich hier aber eher um größere, finanzstarke Praxen.

Mit kleinen Ausnahmen kann man also sagen, dass eine Zertifizierung in einer Arztpraxis eher nicht verpflichtend ist.

Sie wollen ein QM-System aufbauen, das Sie – bei Bedarf – auch ohne großen Aufwand zertifizieren lassen können, weil Sie z.B. in naher Zukunft mit einer Krankenkasse direkt abrechnen wollen? In unseren QM-Beratungen – Online oder vor Ort zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihr QM-System um die erforderlichen Komponenten nach DIN EN ISO 9001:2015 erweitern und trainieren Sie für das Zertifizierungsaudit.

Und wie Sie sich optimal auf Überprüfungen durch die KV oder eine andere Behörde vorbereiten, lernen Sie in unseren praxisnahen eLearnings rund ums Qualitätsmanagement speziell in Arztpraxen.


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